Veranstaltungen
Chor meets Jazz
Musikhochschule Mannheim

Donnerstag, 6. Juni 2019 | 19 Uhr
Epiphaniaskirche
Chor meets Jazz
Ulrich Zeitler: Jazz-Messe "Missa Credo"
Milana Fink, Sopran
(Klasse Prof. Ann Malcolm)
Michelle Nicklis, Sopran
(Klasse: Prof. Stefanie Krahnenfeld)
Kristina Shamgunova, Saxophon
(Klasse Prof. Juergen Seefelder)
Philip Weyand, Piano
(Klasse Prof. Rainer Böhm)
Chor der Musikhochschule Mannheim
Leitung: Prof. Harald Jers
Programm
Ulrich Zeitler *1967
Missa Credo
für Sopran-Solo,
Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Chor, Alt-/Tenor-Saxophon und Piano
Kyrie
Gloria
Credo
Sanctus
Agnus Dei
 
Missa Credo
Als letzter Teil der Missa Credo ist ihr Titelsatz entstanden. Ihren Ursprung hat die Messe in einer 16-sätzigen Liturgie für die Osternachtsfeiern der Jahre 2008/2009 an der Herz-Jesu-Kirche Buchs SG. Das Ziel der Liturgie, die Gottesdienstgemeinde musikalisch einzubinden, ohne auf komplexe Strukturen und Formverläufe verzichten zu müssen, erklärt ein Charakteristikum, das auch die Missa Credo kennzeichnet: das Auftreten von Wechselgesängen auf Grundlage einfacher Refrains, die teils bekannten gregorianischen Themen aus der Missa Mundi und dem Credo de Angelis entstammen. Für die stilistisch angestrebte Verschmelzung von Gregorianik, Vokalpolyphonie und Jazz hatte sich das Latein als ideale Sprache erwiesen.
Um aus der Liturgie ein eigenständiges Messordinarium in seiner fünfsätzigen Form zu gewinnen, war es zunächst erforderlich, das in der Osternacht fehlende Kyrie zu ergänzen. Ein großes Problem stellte das Credo dar, in der ursprünglichen Fassung ganz auf die besonderen Bedürfnisse der Osternacht zugeschnitten und in seiner strengen Ausrichtung an der gregorianischen Vorlage für das geplante Ordinarium ungeeignet.
Denn mit der weitgehenden Lösung vom gregorianischen Notentext würde sich in der Neufassung zwangsläufig eine sehr persönliche Stellungnahme ergeben: Im Gegensatz zu den anderen Sätzen Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei, die sich sozusagen aus der Anonymität der Gemeinde formulieren lassen, spricht das Credo explizit in der Ich-Form. Nun ist dieser Messesatz aber der bei weitem textreichste, dessen auf dem Konzil von Chalcedon 451 verbindlich festgelegte Gestalt, das Symbolum Nicaeno-Konstantinopolitanum, Gegenstand jahrhundertelanger erbitterter Auseinandersetzungen war - ein Text, der in jeder seiner Aussagen Widerspruch provozieren muss, der andererseits heute in einer Kultur des anything goes jede Relevanz verloren zu haben scheint.
Einer der Hauptstreitpunkte bei der Formulierung des Credos war die Frage der Dreifaltigkeit Gottes, die Frage nach dem Verhältnis der drei göttlichen Personen zueinander: Im Verständnis des Credos ist Gott, Schöpfer der Welt, kein starrer, einsam thronender Autokrat, vielmehr erscheint das Geheimnis Gottes als ein Geheimnis des Ineinanders, Miteinanders, Füreinanders. Gott wird überhaupt nur denkbar als Beziehung - in sich selbst, ausgedrückt im Bild der Drei-Einigkeit von Vater, Sohn und Geist, und immer um den Menschen ringend, mit ihm in Leid und Leidenschaft konfliktreich wie untrennbar verbunden, Synonym für Liebe, Leben. Die Quelle des Lebens, Gott, ist selbst Beziehung in Liebe, sichtbar geworden in Jesus Christus.
So wird in der Neufassung des Credos von 2010 das dichte, beziehungsreiche Netz der Polyphonie, das sich aus einer kleinen motivischen Keimzelle entfaltet und zum leuchtenden Zentrum der ganzen Messe entwickelt, zum Sinnbild für den drei-einen Gott. Auch die vier anderen Sätze, teilweise stark umgearbeitet und strukturell eng miteinander verknüpft, werden Teil dieses Beziehungsgefüges, indem das Credo ihr Material und ihre unterschiedlichen Gestaltungsprinzipien (Klangflächen, Kanons, Groove etc.) aufgreift und in seinem besonderen Licht spiegelt.
Durch die starke Gewichtung des Credos ergibt sich für die Messe im Ganzen eine übergeordnete Dreiteiligkeit mit zwei das Zentrum umschließenden Satzpaaren. Im ersten geschieht, nach dem skizzenhaften Beginn des Kyrie, eine zunehmende Verdichtung zum Credo hin, die sich in den beiden abschließenden Sätzen in WeIlenbewegungen wieder löst.
Das Credo selbst - im Spannungsfeld der sehr unterschiedlichen Lobgesänge von Gloria und Sanctus - leitet dem Thema entsprechend die meisten seiner Strukturen aus den Zahlen Drei und Eins ab (letzteres zeigt sich deutlich im fast überall in der Messe offen oder verborgen präsenten Orgelpunkt d). Indem zusätzlich auf rhythmischer Ebene die nach alter Tradition als „göttlich" (vollkommen) interpretierte Drei-Wertigkeit der Noten den geraden, „irdischen" (unvollkommenen) Vierer-Takt und die darauf bezogenen Parameter, z. B. die Harmonik, zunehmend durchpulst und durchwebt, entsteht im Schlussdrittel des Satzes ein unruhiges Flimmern, das dem Höhepunkt der ganzen Messe zustrebt: der Vision von der Hereinnahme des Menschen ins göttliche, ins ewige Leben.
Nach der Detailarbeit an den weitgehend aus den Zahlen Eins und Drei abgeleiteten Parametern des Satzes ergab sich seine L√§nge unerwartet von selbst: 333 Takte.
Ulrich Zeitler
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Milana
Fink, Sopran (Klasse: Prof. Ann Malcolm)
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Milana Fink war ein Jahr alt, als ihre Familie aus Pavlodar, einer kleinen Stadt in Kasachstan, nach Deutschland zog. Später, in ihrer Heimatstadt Schorndorf, lernte sie das erste Mal Gänsehaut kennen. Nach Blockflöte und Keyboard stand sie im Alter von 12 Jahren mit ihrer ersten Band, in der alle außer ihr Tim hießen, auf der Bühne mit Covern von Red Hot Chili Peppers. Erst Jahre später, als ihre Freunde längst ihre Musikkarriere planten und sie mit Big Band, JazzRockPop-Ensemble und Trio - unter der Leitung von Frank Kroll, Jazz-Saxophonist, ihr mehrfacher Band-Leader, Mentor, und guter Freund - mit Jazz auch auf den Bühnen Russlands tourte, nahm sie erste Gesangs-Stunden bei Fola Dada und Jeschi Paul in Stuttgart. Desweiteren prägten die Chöre von Frank Dürr und Anastasia Popova, Petrozavodsk, ihre stimmliche und persönliche Entwicklung, sowie aktuell ihre Professorin für Jazz Gesang, Ann Malcolm, und Lehrerin für Stimmbildung, Ayumi Futagawa, an der Musikhochschule Mannheim.
 
 
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Michelle Nicklis, Sopran (Klasse: Prof. Stefanie Krahnenfeld)
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Michelle-Marie Nicklis (*1996) erhielt ihren ersten Gesangsunterricht im Alter von neun Jahren. Sie ist Preisträgerin bei u.a. dem „Karel-Kunc Musikwettbewerb" in der Kategorie 'Duo Kunstlied'. Seit dem Jahr 2011 ist sie aktives Mitglied im Landesjugendchor Rheinland-Pfalz und wurde 2015 in das Netzwerk „Amadé" der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim für Jugendliche mit besonderer musikalischer Begabung in der Metropolregion Rhein-Neckar aufgenommen.
Seit 2017 studiert die Sopranistin Gesang an der Musikhochschule Mannheim in der Klasse von Prof. Stefanie Krahnenfeld. Weitere musikalische Impulse erhält sie zusätzlich im Unterricht bei Iris Kupke sowie in Meisterkursen bei Fedele Antonicelli, Yaron Windmüller, Franz Hawlata und Mary Plazas.
Seit Beginn ihres Studiums ist sie aktive S√§ngerin im Kammerchor der Musikhochschule Mannheim unter der Leitung von Harald Jers. Seit Sommer 2018 ist die Sopranistin bei der TourneeOper Mannheim unter Vertrag. Michelle-Marie Nicklis ist Stipendiatin von Yehudi Menuhin Live Music Now Rhein-Neckar.
Kristina Shamhunova, Saxophon (Klasse: Prof. Juergen Seefelder)
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Philip Weyand, Piano (Klasse: Prof. Rainer Böhm)
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Studiert Jazz Piano bei Prof. Rainer Böhm in Mannheim. In jungen Jahren begann er mit einer klassischen Ausbildung am Mainzer Konservatorium, wo er auch in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen mitwirkte. Durch diverse Workshops wurde sein Interesse für Jazz geweckt. Das Mitwirken in den Landesjugendjazzorchestern Saarland und Rheinland-Pfalz ermöglichten ihm Tourneen durch China und die USA. Philip Weyand wurde von Volker Engelberth und Johannes Bartmes unterrichtet und nahm an verschiedenen Masterclasses mit namenhaften Musikern wie Jiggs Whigham, Olaf Polziehn, Peter Weniger, Tobias Backhaus, Karolina Strassmayer, etc. teil.
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Chor der Musikhochschule
Mannheim
Der Chor der Musikhochschule Mannheim setzt sich aus Studierenden aller Fachbereiche zusammen und umfasst ca. 50-80 Sängerinnen und Sänger. Der Hochschulchor probt während des Semesters wöchentlich dienstags abends und erarbeitet Chorwerke aller Epochen, die in Konzerten am Ende des Semesters der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei oratorischen Werken arbeitet der Chor sowohl mit Solisten und Ensembles der Hochschule als auch mit externen Orchestern zusammen. Die künstlerische Leitung liegt seit 2013 in den Händen von Prof. Harald Jers. Höhepunkte der vergangenen Jahre waren unter anderem die Aufführungen von C. P. E. Bachs „Magnificat", Mozarts c-Moll-Messe, J. S. Bachs „Weihnachtsoratorium", Georg Friedrich Händels „Messias" und Haydns „Schöpfung".
Neben den Studierenden der Musikhochschule singen auch externe SängerInnen in den Chören. Interessierte, junge Sängerinnen und Sänger mit umfangreicher Chor- und Gesangserfahrung sind herzlich willkommen im Hochschulchor semesterweise oder Kammerchor regelmäßig mitzuwirken und melden sich bei Interesse gerne im Chorbüro unter chorbuero@muho-mannheim.de.
Harald Jers
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Harald Jers ist als Professor für Chorleitung an der Musikhochschule Mannheim seit 2013 sowohl für das Hauptfach Dirigieren mit Schwerpunkt Chor als auch die Leitung der Hochschulchöre und Vokalensembles zuständig. Er schloss seine musikalischen Studien in Dirigieren, Schulmusik/Hauptfach Gesang und Kirchenmusik ab; zahlreiche nationale und internationale Meisterkurse sowie Erfolge bei Dirigierwettbewerben ergänzten seinen musikalischen Horizont. Neben seiner Dozententätigkeit als Gesangs- und Dirigierlehrer an europäischen Musikhochschulen leitet er internationale Dirigierkurse und Workshops. Darüber hinaus ist er Juror bei Chor- und Kompositionswettbewerben sowie weltweit Referent bei Fachsymposien. Ein besonderes Markenzeichen stellt sein Abschluss und seine Institutstätigkeit als Diplom-Physiker an der RWTH Aachen und ein Forschungsauftrag der Europäischen Union in systematischer Musikwissenschaft mit Schwerpunkt musikalischer Akustik an der KTH Stockholm dar. Das dadurch erworbene Hintergrundwissen nutzt er als Dirigent zur qualitativen Verbesserung von Intonation und Klang, für eine effektive Probenmethodik, zur Entwicklung einer werkspezifischen Interpretation und zur optimierten Aufstellung seiner Ensembles in Proben- bzw. Konzertsituationen. Zahlreiche erste Preise bei internationalen Chorwettbewerben mit seinen Chören, CD- und Rundfunkeinspielungen, Einladungen zu renommierten Musikfestivals sowie künstlerische und wissenschaftliche Auszeichnungen belegen seine fachliche Reputation.
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