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Besinnung

aus dem Gemeindebrief Nr. 66 | Advent/Weihnachten 2022

„Seht die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde“ – so singen wir mit den Böhmischen Brüdern im Kanon (EG 18). Dieses alte Lied spiegelt mit ganz einfachen Worten auch die heutige Zeit: Mehrstimmig, einfach, voller Sehnsucht, manchmal auch abgelenkt von all den menschengemachten Katastrophen suchen wir beim Singen nach Licht und Erkenntnis, nach Spiegeln der Weisheit für Gott und die Welt, für unsere Nächsten und für uns selbst. Wer singt, sucht nach Sinn. Wir wollen nicht verstummen, sondern staunend, sinnend, singend weitersuchen!

Die Spiegel-Kugel auf unserem Gemeindebrief hing zwei Winter lang an der Weihrauch-Zeder vor der Epiphanias-Kirche, die wir dieses Jahr unbeleuchtet lassen. Die stets weiterwachsende Weihrauchzeder und die Spiegelkugel bringen mich auch unbeleuchtet zum Staunen, weil so viel Licht und so viel Panoramablick in ihr zu sehen ist. Auch die Fotografin ist selbstverständlich im Bild. Sie kann und muss sich nicht verstecken.

Die Kugel ist trotz allem rund und schön. Es ist keine Kanonenkugel, sondern ein Spiegel und Lichtfänger. Manches erscheint in dieser Weihnachtskugel heller und in ungewohnter Perspektive. Ein Sichtwechsel, ein „Refraiming“, bringt neue Einsichten und Aussichten – manches wird kleiner, manches größer, bei neuer Betrachtung und Rahmung.

Genau zu so einer neuen Betrachtung lädt uns auch die Jahreslosung für 2023 ein: Gott sieht dich!

Zwar sehen wir ihn nicht, nur mit den Augen des Glaubens sehen wir seine Liebe, die in einem Kind zur Welt kommt. Aber Gott sieht dich! Das ist ursprünglich die erstaunte und überraschte Erkenntnis einer verzweifelten Frau mit kleinem Kind, die in der Wüste gestorben wäre, hätte Gott nicht das Schreien ihres Kindes gehört und die einsame und verstummte Mutter gesehen. Als er sie sah, konnte sie selbst den Brunnen entdecken, den sie vorher schon einmal aufgesucht und gefunden hatte. Sie selbst gab ihm den Namen: Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Die Geschichte dieser Frau kann man nachlesen im 1. Mose 16+21. Sie ähnelt in geheimnisvoller Weise der Berufung Abrahams. Ihr Name Hagar bedeutet zwar Trennung, der Name ihres Sohnes Ismael aber bedeutet: Gott hört! Biblische Geschichten wollen nicht nur von uns gelesen werden, sie lesen uns – denn sie sind ein Spiegel für Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis. Die Jahreslosung ist nur ein kleines exemplarisches Beispiel, rund und schön, einfach, aber nicht primitiv, sondern geheimnisvoll und vielfältig schillernd.

Lassen wir uns trotz allem in diesem Advent beschenken durch neue Einsichten, Aussichten, Durchsichten, Spiegelkugeln, Lieder, Worte. Lasst uns auch weitergeben, was uns selbst einleuchtet!

In diesem Sinn herzliche Einladung in unseren schönen Kirchen zusammenzukommen zum Fragen, Suchen und Staunen!

Pfarrerin Dorothee Löhr

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